Freitag, 4. April 2014

Geburtsbericht (Krankenhaus)


Am Anfang meiner Schwangerschaft habe ich einige Geburtberichte gelesen, weil mich das Thema interessiert hat und ich verschiedene Sichtweisen sehen wollte. (Bsp. parents.at)
Nach einiger Zeit musste ich jedoch feststellen, dass vorwiegend schwierige Geburten und Komplikationen beschrieben werden und nur ganz wenig über positive Geburtserlebnisse berichtet wird. Diese "Anhäufung" von Schmerzen, Traumata und Schock hat mich irgendwann so verunsichtert, dass ich mir eingeredet habe, eine einfache Geburt wäre relativ unwahrscheinlich durchzuführen.
Im Zeitalter von google & co diagnostiziert man sich ja schnell mal selbst irgendwelche Erkrankungen und zieht aufgrund persönlicher Symptome schnell Rückschlüsse auf Krankheiten, die gar nicht vorhanden sind.
Dann liest man irgendwo einen Geburtsbericht einer Frau (ohne die Vorerkankung zu kennen) im Internet und denkt automatisch, dass man ganz sicher den gleichen Ausgang haben wird, wie bei Frau xy im Internetforum...

Ich empfehle daher allen Schwangeren einen wohlgemeinten Tipp: Lasst euch nicht verrückt machen und sucht nicht nach bestimmten Geburtberichten!
Im Sinne einer positiven Grundeinstellung und freien Gedanken empfehle ich übrigens das Thema Hypnobirthing! Auch wenn ich keine schmerzfreie Geburt hatte, sind positive Gedanken und eine offene Einstellung ("Nicht aufgeben!") sehr wichtig, um irgendwie Kraft zu schöpfen.

Ctg
Aufgrund der Tatsache, dass manche Leser etwas sensibler sind als andere, habe ich mich entschlossen, 2 Geburtsberichte zu schreiben.




1. Der Ablauf einer Geburt 
2. Der ehrliche Geburtsbericht (ungeschöhnt, medizinisch)












1. Bericht 
Da ich 1 Woche über dem errechneten Geburtstermin war, mussten wir am Freitag vormittag zu einem Kontrolltermin ins Krankenhaus. Dort wird an einen Wehenschreiber (Ctg) gehängt, Blutdruck gemessen, Urin getetestet und ein Ultraschall gemacht. Nach einem kurzen Gespräch mit einer Fachärztin kann man dann im Prinzip wieder nach Hause fahren...
Als wir am Freitag jedoch im KH ankamen, hatte ich schon leichte Wehen, die sich alle 30 Minuten wiederholten. Auf dem Ctg konnte man jedoch kaum einen Ausschlag erkennen und aufgrund der Unregelmäßigkeit der Wehenabstände entschlossen wir uns, wieder nach Hause zu fahren.
Der Muttermund war zu diesem Zeitpunkt nur 1cm offen.

Zuhause angekommen, waren keine Wehen mehr zu spüren und so verlief der restliche Tag relativ ruhig. Am Abend starteten wir noch einen Film und gaben uns den Rest mit einem riesigen Eisbecher. Um 23.30 Uhr ging ich dann ins Bett, was sich später noch als blöder Fehler erwies.

In der Nacht zu Samstag wurde ich dann 1h später wach, weil die Wehen wieder zurück waren und mich alle 30 Minuten aus dem Schlaf rissen. Um 4 Uhr war ich dann irgendwie so munter, dass ich nicht mehr im Bett liegen konnte. Mit dem Badewannentest wollte ich überprüfen, ob es sich um echte Wehen oder Senkwehen handelt.  Der Göttergatte wurde also geweckt und vom überraschenden Ereignis benachrichtigt: ES GEHT LOS! Während der Hund beim Nachbarn einquartiert wurde, lag ich schon in der Wanne, wo meine Vermutung bestätigt wurde. Die Wehen wurden immer stärker und kamen in kürzeren Abständen. Nach einem kleinen Frühstück, anziehen und Tasche prüfen, saßen wir dann am Samstag früh um ca. 5 Uhr im Auto.

Jeder Gullideckel, jede Unebenheit und erst recht die neue Baustelle auf dem Weg ins Krankenhaus brachten mich an die Grenze zum Wahnsinn. Wenn man im eigenen Körper eine Wehe anrollen spürt, die alle Gewebsschichten zusammenzieht und der PKW dann gleichzeitig bremst oder stark bewegt wird, glaubt man sofort, dass das Kind gleich kommt.
Pünktlich zum Sonnenaufgang brausten wir in die Einfahrt des Krankenhauses und ich stürmte zur Rezeption. Freundlich fragte mich die junge Dame, aus welchem Grund ich denn da sei. "Ich habe da eine Geburt!", konnte ich nur antworten und reichte ihr meine E-Card. Schnell meldete sie mich auf der Entbindungsstation an, während ich schon auf den Knopf für den Fahrstuhl rumdrückte...
Etwas verwirrt standen wir dann vor der Schleuse für den Entbindungsbereich, der bisher bei jedem unserer Besuche offen stand. Mitten in der Nacht war die Glastür natürlich zu und man sollte daher klingeln. Den 1mm kleine Klingelknopf entdeckten wir erst nach meinem 1. Wutausbruch, aber was soll´s...

Im Aufnahmeraum musste ich wieder an ein CTG und der Muttermundstand wurde kontrolliert: 2cm. Da die Wehen nun im Abstand von 20 Minuten kamen, machte sich niemand groß Sorgen um eine plötzliche Geburt. Da die diensthabende Hebamme in 12h Schichten arbeitet, wurde uns prognostiziert, dass das Kind mit Glück noch heute (Samstag) Abend kommen würde. Ziemlich entmutigt, richteten wir uns im Zimmer häuslich ein. Um 7 Uhr gab es das erste Frühstück zur Stärkung und alle 2h wurde der Stand der Dinge kontrolliert.
Da die Wehen von alleine nicht stärker wurde, mussten wir einen Spaziergang auf dem Gelände einlegen, um einen kürzeren Rythmus zu erzwingen. Bei jeder neuen Wehe musste ich stehenbleiben und an meinen Mann heften, um den Druck und die beginnenden Schmerzen zu veratmen. Im Gartenbereich entdeckten wir dann einen Teich mit 2 Enten (wird von den Nonnen gepflegt) und nicht nur einmal dachte ich mir dann "Wenn ich nur ein Ei legen könnte, dann hätten wir das Baby schon!".

Pünktlich zum Mittagessen kamen dann die Wehen alle 10 Minuten. Da ich in der Nacht nur 1h geschlafen hatte, war ich mittlerweile stark übermüdet. Durch den Druck der Wehen konnte ich auch wenig essen, weil mir einfach übel war. Allein der Geruch vom Mittagessen brachte mich fast zum Erbrechen (im Raum) und so musste das ganze Tablett schnell weg.

Nach dem nächsten Spaziergang bahnte sich das Hauptproblem der Geburt bereits an. Die Wehen kamen weiterhin nur alle 10 Minute, statt sich zu verkürzen. Am späten Nachmittag wurde dann das Problem analysiert. Da ich total fertig war, konnten sich die Wehen nicht verstärken. Ein erschöpfter Körper kann nämlich keine starken Wehen mehr produzieren. Nach einem kleinen Nachmittagsschläfchen ging es dann wieder ab in den Flur zur Bewegung. Nach diesem Spaziergang waren die Wehen aber weiterhin nur alle 10 Minuten da, was auf eine Wehenschwäche hindeutete. Durch eine kleine Infusion begannen die Wehenabstände sich dann endlich zu verkürzen, was mir wieder Mut machte.
Allein der Gedanke daran, bald ein Kind in den eigenen Armen halten zu können, gab mir Kraft. Diesen Gedanken projizierte ich mir dann laufend ins Gehirn, um die Schmerzen zu verdrängen.
Samstag Abend verstärkten sich dann die Schmerzen so stark, dass ich die Befürchtung hatte, bei den Presswehen schlapp zu machen. Während der Muttermund bei 7cm stand, bat ich daher um eine PDA. Gerade weil man für die späteren Presswehen die letzten Kraftreserven braucht, wurde eine Infusion gesetzt, um den Kreislauf zu stabilisieren. Zu später Stunde kam dann die Anästhesistin und setzte mir den Kreuzstich (PDA), wodurch ich weiterhin den Wehendrang ohne die Schmerzen verspürte.

In der Nacht von Samstag zu Sonntag wurden dann die Wehen so stark (alle 5-7 Minuten), dass sich der Muttermund voll öffnete. Die Wehen konnte ich nur veratmen, in dem ich mich am Bett und an meinen Mann krallte. Die Zeit verging wie im Flug und als ich nur dachte, dass nun 10 Minuten vorbei sein müssen, zeigte der Uhrzeiger schon 4 Uhr früh an. Durch ein starkes Wehenmittel begann dann die Austreibungsphase, in der das Köpfchen durch den Geburtskanal gedrückt wird. Zum Schluss kamen die Wehen damit alle 2 Minuten, was sehr anstrengend und kräftezehrend war. Am liebsten will man aufgeben und wieder nach Hause gehen, aber irgendwo tief im Inneren weiß man dass das nicht geht. Wieder dachte ich an ein kleines lächelndes Gesicht...
Die Presswehen gaben mir dann den Rest. Ich musste pro Wehe 2-3 Luft holen, tief einatmen und pressen, was das Zeug hielt. Trotz aller Anstrengung schaffte es das Köpfchen aber nicht durch die engste Stelle und rutschte immer wieder zurück. Mit etwas Unterstützung vom Facharzt blieb das Köpfchen bei der nächsten Presswehe draußen und mir fiel irgendwie ein Stein vom Herzen. Ist der Kopf erstmal draußen, rutscht der Rest ja schnell nach. Bei der nächsten Wehe spürte ich die Schultern durchflutschen und "schon" war der Nachwuchs da!

Das noch nasse Kind wurde mir sofort auf den Bauch gelegt und die Nabelschnur durchtrennt. Vollkommen überrascht schauten mich 2 große Kulleraugen an. Ich war genauso überrascht und perplex, weil ich es nicht glauben konnte, das nun alles vorbei sein sollte.....
All die Sorgen, Ängste und Schmerzen waren sofort vergessen, denn der Anblick dieses kleinen Gesichts füllte meinen Kreislauf mit Glückshormonen.
Nach dem ersten Check wurde mir die kleine Prinzessin sofort angelegt, um ihr die Erstmilch (Kolostrum) zukommen zu lassen. Ich blickte nur erschöpft und zufrieden in das Gesicht meines Mannes: Wir hatten es endlich geschafft... Von mir aus hätte jetzt eine Fliegerbombe in den Seitenflügel einschlagen können, es wäre mir alles egal gewesen!


Für meinen Mann war die Geburtsbegleitung ebenfalls belastend und anstrengend, weil er alles hautnah miterleben konnte und musste. Wennn jemand seinen Partner zum ersten Mal vor Schmerzen wimmern hört und einen totalen Erschöpfungszustand miterlebt, fühlen sich die meisten Männer einfach nur hilflos und verzweifelt. Bis sie das Baby endlich in den eigenen Armen halten können, vergeht nun etwas Zeit.

Ich habe mich die ganze Zeit zurückgehalten und nicht geweint, weil ich wusste, dass wir sonst beide nicht mehr aufhören würden. Wenn man erstmal einen halben Nervenzusammenbruch hat und aufgeben will, ist es schwer, den Rest der Geburt durchzuziehen, sich zusammenzureißen und stark zu sein. Trotz aller Schmerzen habe ich immer positiv gedacht ("Bald ist das Baby da!"), um die Zeit irgendwie durchzustehen.

Die These von Hypnobirthing kam mir recht schlüssig vor, weil...
  • eine entspannte Körperhaltung, 
  • positive Gedanken & Visualisierung 
  • sowie die Tatsache, das der Geburtsschmerz nichts Schlechtes oder Negatives ist (man sich nicht verkrampft) 
....sehr wichtig für eine optimale Geburt sind. Für mich war meine (neue kleine) Familie mein Fixstern, mein Anker und mein Rettungshafen. Die Geburtswehen stellte ich mir als aufgehende Blüte vor, die etwas ganz Schönes hervorbringen wird. Die ganze Zeit muss man sich einfach vorstellen, wofür man das alles macht.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass die Geburt ganz sicher nicht schnell & schmerzfrei verlief, aber auch kein traumatisches Erlebnis war. Viele Mütter haben mir vorher erzählt, dass man den ganzen Geburtsschmerz in dem Moment vergisst, in dem man das Kind in den Armen hält. Und genau das ist die Wahrheit! 

Der lange Ablauf war sicherlich auch dem Schlafmangel zu verschulden, was man natürlich so kaum beeinflussen kann.

Was man hätte besser machen können:
- in der Zwischenzeit schlafen (statt Buch lesen)
- ordentlich Frühstücken, Mahlzeiten nicht auslassen (Kraft tanken!)
- mehr an körperlicher Fitness arbeiten








2. Bericht - schonungslos ehrlich
Vor der Geburt habe ich in meinem Leben wenig Schmerzen erleiden müssen, noch dazu bin ich recht wehleidig. Als Schwangere möchte man immer wissen: Wie schmerzhaft wird die Geburt werden?
Mein schmerzhaftestes Erlebnis war bisher ein eiternder Weißheitszahn. Auf einer Schmerzskala von 1-10 war diese Phase (2 Wochen) ca. eine 6, also recht intensiv, aber man wird nicht ohnmächtig von den Schmerzen. Einen Bänderriss hatte ich auch mal, da tippe ich so auf 5-6.

Meine subjektiven Schmerzen bewerte ich mit S* im folgenden Bericht:. S*1 sind leichte Schmerzen, S*10 ultra starke Schmerzen.
 

DIE GEBURT:
Freitag:
Termin im Krankenhaus, erste Wehen (Muttermund 1cm geöffnet) alle 30 Min. S*1
Nachmittag keine Wehen mehr. 23 Uhr ins Bett gegangen...
 
Samstag:
0.30 Uhr Beginn starker Wehen. S*1
4 Uhr aufgestanden, Wehen veratmet.
5.30 Uhr Ankunft Krankenhaus...Kontrolle CTG (Wehen im Abstand 20 Min), Blutdruck usw. S*2
7.30 Uhr kleines Frühstück, Spaziergang im Krankenhaus
9 Uhr Zwischenkontrolle (Muttermund 3cm) Lange Spaziergänge zur Erhöhung der Wehenfrequenz. 
12 Uhr: Wehen alle 10 Min, Mittagessen S*3
14 Uhr: Wehenkontrolle (alle 10 Min Wehen). S*4 Aufgrund der Erschöpfung sollte ein Schmerzmittel gelegt werden, damit ich etwas schlafen kann. 1. Venenkatheter gelegt, der jedoch wieder entfernt werden musste.  Arzt spritzt Schmerzmittel muskulär. 3h Schlaf.
18 Uhr: Wehenkontrolle, Spaziergang im KH
19 Uhr: Wehen immer nur alle 10 Min. S*4
19.30 Uhr: Wehentropf. Kurzer Zeit später starke Wehen S*6
20 Uhr: starke Wehen und Schüttelkrämpfe S*7
21 Uhr: starke Wehen S*8
22 Uhr: starker Erschöpfungszustand, PDA (Kreuzstich) gegen Schmerzen angefordert, Infusion mit Schmerzmittel und Wehenhemmer angehängt
23 Uhr: Infusion läuft zu langsam durch. 2. und 3. Venenkatheter gelegt
23.30 Uhr: Anästhesistin taucht auf. PDA wird gelegt S*7
24 Uhr: Wehencoktail wird angelegt, starke Wehen, starke Schmerzen S*7

Sonntag:
0.30 Uhr: Kreuzstich wird überprüft, da keine Schmerzreduzierung! S*8
1 Uhr: Anästhesistin taucht wieder auf. PDA hat sich verlegt (rausgezogen!). Nochmal PDA (Schmerzbetäubung rückenmarksnah) S*6
1.30 Uhr: Wehenmittel angehängt, starke Wehen S*5
3 Uhr: Muttermund Kontrolle (8cm), Fruchtblase geplatzt
3.30 Uhr: starke Wehen, Muttermund fast geöffnet S*5
4 Uhr: Muttermund 10cm geöffnet, Wehen alle 3 Minuten
5. Uhr: einige starke Presswehen S*10
6 Uhr: Geburt 
6.20 Uhr: Nachgeburt. 1 Presswehe für Plazenta 
 







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