Mittwoch, 16. Oktober 2013

Partnerschaft & Familie

Die Entscheidung Eltern zu werden, schweißt unweigerlich zusammen. Für die meisten Menschen ist eine Partnerschaft sowie eine darauf resultierende Familie, der Sinn des Lebens.
Was hinterlassen wir später, wenn sonst niemand zurückbleibt ?

Durch ein Kind werden nicht nur die Gene weitergegeben, sondern auch der Fortbestand des Stammbaums gesichert. Aber wie gehts danach weiter?

Das Partnerschaft etwas von Geben und Nehmen enthält, sagt ja schon der Name. Partner sind sich gleichgestellt und sollten gleichwertig behandelt werden. Diese Theorie wird durch das Problem der unterschiedlichen Entlohnung von Mann und Frau erschwert.
Heutzutage verdient man als Frau 20-30% weniger Geld für die gleiche Tätigkeit und Stelle. Und genau diese Problematik führt dazu, dass sich Männer, die in der Karenz arbeiten gehen, als Alleinverdiener und Ernährer betiteln.



Die reale Arbeit von Müttern wird in der Volkswirtschaft gänzlich unter den Tisch geschoben, genauso wie die Pflege von kranken Angehörigen.  Würde man diese Tätigkeiten einer Firma überlassen, wäre es eine wirtschaftliche Leistung und sowas wird ja bekanntlich honoriert und wertgeschätzt.

Was tun Mütter also?
Sie gebären die Kinder und gehen in Karenz. Dafür verlieren sie fast komplett ihr normales Gehalt.
Sie pflegen, ernähren und erziehen Kinder. Sie organisieren den Haushalt, Einkäufe, Wäsche, Reinigungsarbeiten, etc. Und das 24h lang - rund um die Uhr. Nachtdienste bei Krankheit & Co sind inbegriffen.

Eine Hauswirtschafterin würde hierfür bis zu 2000€ Brutto berechnen.
Im Bruttoinlandsprodukt wird diese Leistung mit 0€ gewertet, weil sich niemand an eine gewisse Berechnung dieser ach so selbstverständlichen Leistung ist.
Noch dazu müssen berufstätige Mütter die o.g. Tätigkeiten in der Hälfte der Zeit unterbringen und gleichzeitig im Job bestehen...

Somit stehen junge Frauen oft vor der Entscheidung: Kind oder Karriere?
Die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit ist nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland ein Problem. 
Schwangere Mitarbeiterinnen sind den meisten Arbeitgebern ein Dorn im Auge, verlieren Sie doch eine gut ausgebildete Angestellte und müssen gleichzeitig Ersatz suchen und einschulen.
Noch dazu kann man nicht jedes Aufgabengebiet als 20 Stunden Teilzeitarbeit anbieten.


ABER ist das wirklich überall so?
Gibt es keine Alternative?
Sieht man sich mal die Familienpolitik in Frankreich an, fallen sofort gravierende Unterschiede auf. Vater Staat hat sich hier Gedanken gemacht, um beide Bereiche zu vereinen. Schließlich ist die Familie die kleinste (und wichtigste) Zelle der Gesellschaft.
Was läuft also in Frankreich anders als bei uns?

Frankreich hat europaweit die höchste Geburtenrate (2,1 Kinder pro Frau) und einen hohen Erwerbsgrad bei Frauen (80% sind erwerbstätig).



"So gibt es seit 2008 eine Charta zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Charte de la Parentalité en Entreprise), die bisher schon über 30 Unternehmen unterzeichnet haben. Mit dieser Initiative soll vor allem an der allgemeinen Einstellung etwas geändert werden, da Mitarbeiter mit Kindern zum Teil immer noch diskriminiert werden und Kinder sich vor allem bei Frauen immer noch negativ auf die Karrierechancen auswirken. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Familie und der Staatssekretärin für Familie. Außerdem unterstützte L'Oréal das Projekt von Beginn an. Man will so die Unternehmen sensibilisieren und motivieren, um durch gewisse Maßnahmen (wie Ausbau der Betreuungseinrichtungen, Gewährung flexibler Arbeitszeiten oder Heimarbeit) Eltern nicht auszugrenzen, sondern, im Gegenteil, besser einzubinden und ihnen bessere Voraussetzungen zu schaffen, um allen gerecht werden zu können." 
 (Quelle)

"Besonders im kostspieligen Großraum Paris, aber auch in anderen städtischen Gebieten, ist die ganztägig arbeitende Doppelverdienerfamilie Standard. Dass vom Gehalt genug übrig bleibt, ist politisch gewollt: Alle Kinderbetreuungskosten sind steuerlich absetzbar...
Die höchste Geburtenrate haben 30- bis 35-Jährige, von ihnen sind es vor allem die gut ausgebildeten, überdurchschnittlich Verdienenden, die Babys bekommen. Sie sagen auch Ja zum Nachwuchs, weil sie keine Angst vor einem Karriereknick haben: 62 Prozent der Französinnen denken, dass Einjährige gut außerhalb der Familie betreut werden können, von den deutschen Frauen meinen das 22 Prozent. Zahlen, die sich im Alltag niederschlagen: 65 Prozent der französischen Mütter mit Kindern unter sechs arbeiten Vollzeit. Zum Vergleich: Von dieser Müttergruppe sind hier 62 Prozent in Teilzeit beschäftigt. Die französische Steuerpolitik begünstigt Familien: Als Resultat des „quotient familial“, der von der Kinderzahl abhängt, zahlt nur die Hälfte aller französischen Haushalte Lohn- oder Einkommensteuer, ab dem dritten Kind bleiben Eltern mit Durchschnittseinkommen de facto steuerfrei. Kindergeld gibt es auch: 120 Euro (gerundet) ab dem zweiten Kind, 275 für drei, 430 für vier und 580 bei bis zu fünf Kindern."
(Quelle

"Alle nach Frankreich ausgewanderten Deutschen, ob Gutverdiener oder Geringverdiener, ob in der Metropole oder auf dem Land zu Hause, sind sich darüber erschreckend einig, dass französische Kinder bessere Manieren haben, höflicher sind, ihre Eltern weniger oft unterbrechen, sich länger mit sich selbst beschäftigen können und als Teenager sogar in der Lage sind, Besuch der Eltern mit mehr als einem mauligen "Hi" zu begrüßen. Und das alles ist menschenmöglich, ohne besonders autoritäre Erziehungsmaßnahmen, die auch in Frankreich weitgehend verpönt sind seit der Siebziger-Jahre-Pädagogik der immer noch extrem populären Françoise Dolto. Sie ist den Franzosen, was den Deutschen und Schweizern Remo Largo oder den Amerikanern Benjamin Spock ist. Der französische Clou: la pause, Warten lernen, Frustrationstoleranz entwickeln, die Bedürfnisse der Kinder nicht grundsätzlich über alle Bedürfnisse der Eltern zu stellen.
Mütter springen auf dem Spielplatz nicht sofort in kampfesbereiter Verteidigungshaltung auf, wenn Sandkasten-Querelen drohen, sondern sind in der Lage, eine Zeitung zu lesen oder ein halbwegs vernünftiges Gespräch miteinander zu führen. Ehepartner erklären ihren Kindern, dass sie morgens erst das elterliche Schlafzimmer betreten dürfen, wenn die Eltern die Tür geöffnet haben. Jeder, der mal in Frankreich Urlaub gemacht hat, wird sich über die friedlich mit ihren Eltern im Restaurant essenden Kinder gewundert haben. Kinder, die von Anfang an lernen, dass es nicht immer eine Extrawurst für sie gibt, essen erstaunlicherweise einigermaßen normal mit ihren Eltern mit – inklusive Anchovis und Artischocken. In französischen Restaurants gibt es nicht einmal spezielle Kindergerichte (die in Deutschland und den USA bezeichnenderweise gemüsefrei sind)."
(Quelle)

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