Mittwoch, 25. September 2013

Auswander nach Österreich (Warum nicht?)

Nachdem ich die grundsätzlichen Gedanken vor dem Auswandern erklärt habe, möchte ich mal ein paar weitere Tipps für Österreich als Auswanderungsland erläutern. 


Wie bereits erwähnt, sind wir ja vor einigen Jahren hierher ausgewandert und so kann ich aus einem kleinen Erfahrungsschatz plaudern.


Natürlich sind alle Erfahrungen sind rein subjektiv.
Ob jeder "zugereiste" Deutsche die gleichen Erfahrungen sammeln kann wie wir, hängt natürlich stark von der persönlichen Einstellung ab und in welches Bundesland man ziehen will.

Auf jeden Fall muss man eine große Portion Abenteuergeist und Geduld einplanen, egal wohin man auswandert.

Träume, Pläne, Zukunft

Von Brandenburg nach Oberösterreich:
Wir sind 2008 direkt ins Herz von Oberösterreich gezogen und das hatte vorwiegend berufliche Gründe. Wer seine Zukunft anders gestalten will, muss anpacken können und Verzicht üben. Natürlich lässt man nicht nur die Freunde und Familie zurück, sondern auch die Heimat. Da wir als junge Menschen mit Ausbildung keine beruflichen Möglichkeiten oder Entwicklungschancen gesehen haben, stand der Entschluss schnell fest, sich woanders einen leistungsbezahlten Job zu suchen.
Fleiß & Engagement wird hier in Österreich noch belohnt, was mitunter ein Entscheidungspunkt zur Auswanderung war. 

Nach fast einem Jahr der Arbeitslosigkeit musste sich mein Mann (Geselle) & ich (in der Ausbildung) damals entscheiden, wie es weitergeht.
Sicherlich wären wir gerne geblieben, wenn es 
a) sichere Jobs  
b) leistbares Wohnen und
c) gesicherte Familiengründung gegeben gewesen wäre. 

ABER das war damals nicht möglich und ist es auch heute nicht (in Brandenburg) so einfach. Ohne Vitamin B ist es bis heute kaum möglich einen gut bezahlten Vollzeitjob in Wohnnähe zu finden.



Hier mal als Vergleich, was junge Menschen in unserer Berufsgruppe so verdienen (westliches Brandenburg!)
  • Kfz Mechaniker (40h) 800-1000€ (Geselle)
  • Kfz Meister (40h) 1.400€ netto
  • Bürokauffrau (40h) 1.200€ netto
  • Verwaltung (Gemeinde) 1.300€
Die Arbeitslosenquote schwankt so zwischen 11 und 16%  (Link 2013). 
Junge Leute (nach der Ausbildung) ohne Berufserfahrung haben es da noch schwerer.



Nachdem ich zwischen Abitur und Ausbildung auch ein Jahr arbeitslos zu Hause saß, war mir eigentlich schnell klar, dass wir uns nicht ewig mit Bewerbungen in Brandenburg aufhalten lassen würden. Die Perspektiven waren einfach schlecht, der Anreiz in der Region zu bleiben stand bei 0.

Dass ich ewig für so einen Hungerlohn arbeiten gehen sollte, kam für mich irgendwie nicht in Frage. Wie soll man sich damit etwas leisten oder gar eine Familie aufbauen?

Was mich aber am meisten an Brandenburg und anderen Hartz4-Ländern dermaßen aufregt und ärgert ist, dass Faulheit auch noch unterstützt wird. Es gibt kaum einen Anreiz für junge Menschen, arbeiten zu gehen. 
Diejenigen, die für einen Hungerlohn arbeiten gehen, werden doch hohe Abzüge noch bestraft, während Langzeitarbeitslose sich einen schönen Tag machen (können).
Wie kann es gerecht sein, dass jemand, der jeden Tag um halb 6 aufsteht und nach Berlin arbeiten fährt, weniger verdient, als zwei Hartz4-Empfänger, die sich um 6 Uhr nochmal im Bett umdrehen? 
*Sicherlich sind da auch die Politiker großteils dran Schuld und nicht jeder Hartz4-Empfänger ist automatisch faul und selbstverschuldet in die Arbeitslosigkeit gerutscht...Aber leider ist das so der Alltag in Deutschland.

Natürlich kann man sich über soviele Dinge in Deutschland aufregen, aber ändern kann man sie meistens nicht. Mein Motto war daher schon immer: 

LOVE it, LEAVE it or CHANGE it.


Da man an einem festgefahrenen System nichts ändern kann, war der Entschluss die Heimat zu verlassen einfach naheliegend.


Und so sind  wir einfach gegangen...





Oberösterreich
 
Traunfall

 
Offensee

 
Almsee




Unsere Pläne 
So naiv wie bei "Goodbye Germany" habe ich das Thema Auswandern nicht gesehen. Neben einer kleinen finanziellen Reserve sollte man auch viele Nerven und Zeit für Behördengänge einplanen.
Unser Plan war vorrangig Arbeit zu finden, so simpel es auch klingt. Jeder Mensch braucht eine Beschäftigung und will sich "gebraucht" fühlen, anstatt arbeitslos zu Hause zu sitzen, wo einem die Decke auf den Kopf fällt.

Sicherlich hatten wir uns auch eine gemeinsame "Probezeit" gesetzt, um einen Plan B zu haben. Natürlich kann das Projekt "Auswandern" auch Scheitern, wenn man gar keinen Job findet und von Deutschland auch kein Arbeitslosengeld mehr bekommt.

Aber als nach einigen Monaten die Jobchancen immer noch gut aussahen (auch wenn es Leasing war), wurde die gemeinsame Wohnung in Deutschland gekündigt. 

Für den Transport der restlichen Möbel muss man auch ein kleines Sümmchen rechnen und wenn man nicht so eine wertvolle Einrichtung besitzt, ist es wohl klüger, vor Ort im Auswanderungsland etwas neues zu kaufen oder erst eine teilmöblierte Wohnung zu mieten.

Der Plan
1. Arbeit finden  (Leasingfirmen bezahlen oft ein Pensionszimmer)
2. Wohnung mieten  (Kaution oft 3 Monatsmieten!)
3. Ordentlich was Ansparen
4. Neues Fahrzeug kaufen
5. Irgendwann ein (gebrauchtes) Haus kaufen
6. Heiraten
7. Familie gründen

Klingt zwar ziemlich altmodisch und konservativ, aber das war die Grundidee. 
Und was soll ich sagen: Wir haben in 5 Jahren fast alle Punkte erreicht ;-)
Aus Punkt 5 ist eine eigene Wohnung geworden.



Tipps
Von anderen Auswanderen kann man viel lernen und wenn es nur die Ursachen für das Scheitern sind (Thema Goodbye Germany im TV).

Wer sich noch nicht sicher ist oder den letzten großen Schritt (alles hinter sich zu lassen) wagen will, kann in Österreich eigentlich problemlos eine Probezeit machen.

Wie bereits erwähnt (hier) gibt es viele Leasingfirmen, die händeringend nach (qualifizierten) Arbeitslosen suchen. Der Einstieg in eine Festanstellung ist ohne Berufserfahrung fast unmöglich, aber nicht aussichtlos.

Große Leasingfirmen sind:
Manpower, Trenkwalder, Maschinenring, IK Hofmann, Powerserv usw.

Eine seriöse Leasingfirma organisiert alle wichtigen Unterlagen und kümmert sich auch um ein Pensionszimmer. Da deutsche Interessenten eine Art Auslöse (Tagegeld 26,40€) bezahlt bekommen, lohnt sich das Schnupperarbeiten meist schon. So bekommt man fast 500€ extra gezahlt, wenn der ständige Wohnsitz noch in Deutschland ist.  

Natürlich muss ich vorab erwähnen, dass arbeitslose Menschen ohne Berufsausbildung oder sonstigen Qualifikationen auch in Österreich nicht im Paradies leben werden...
 




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