Dienstag, 22. Juli 2014

Beikostbeginn: Was füttere ich zuerst? [BEIKOST]

Der allgemeine Beikoststart wird mit dem vollendeten 4. Monat empfohlen, also ab der 18. Lebenswoche.
Das Essenlernen für kleine Zwerge ist nicht immer einfach, auch weil nicht jedes Kind automatisch Interesse am Essen zeigt. Manche gestillte Babies sind vollkommen zufrieden mit der Muttermilch und möchten keinen Brei testen. Spätesten bis zur 26. Lebenswoche sollte man aber mit der Beikost beginnen.

Es gibt einige Hinweise, die auf eine Bereitschaft hindeuten:
*Beobachten von anderen Mündern, *Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe *koordinierte Hand-Finger-Bewegungen *Interesse an Nahrung und Löffel.

Da diese Ernährungsumstellung auch den Darm ordentlich fordert, sollte man Schritt für Schritt verschiedene Nahrungsmittel einführen. Idealerweise ersetzt man zuerst die Mittagsmahlzeit bzw. beginnt Mittags mit 4-6 Löffel Gemüsebrei und steigert dann die Menge.





Sehr beliebt sind für den Anfang Frühkarotten (Gemüsebrei) und später der Milchbrei.
Worauf man achten sollte und warum man mit dem Getreidebrei nicht zu spät anfangen sollte...







Allgemein:
Mit dem Wachststumsschub und dem gesteigerten Bewegungsdrang ab dem 5./6. Monat werden Babies oft hungriger. Sie fangen an, die eigenen Eltern beim Essen zu beobachten und greifen auch schon mal nach handlichen Lebensmitteln.
Bei gestillten Babies fällt ein kürzerer Stillrythmus auf und so kann ein aktives Kauen und Bespeicheln an Spielzeug und Kuscheltieren schon ein erstes Anzeichen bedeuten. Das Baby will Beikost probieren!

Zwar empfiehlt die WHO die ersten 6 Monate voll zu stillen, aber immer häufiger gibt es Kinder die nicht mehr satt werden (Stillabstand kürzer als 2h) . Flaschenkinder, die bereits auf die besser sättigende 1er Milch umgestellt wurden und Interesse am Essen zeigen, können auch schon Beikost bekommen.
Ein Kartoffel-Fleisch-Brei liefert viel Eisen, was äußerst wichtig ist, da der eigene Eisenspeicher nach der Geburt nur max. 6 Monate ausreicht.
Im "British Medical Journal" wurden dazu einige Studien veröffentlicht, die die althergebrachte Empfehlung der WHO kritisieren. Studie 1, Studie 2

Je nach Bedarf kann man im 5. Monat mit dem Gemüsebrei oder Milchbrei beginnen, es empfiehlt sich aber die nicht so süßen Gemüsesorten zuerst schmackhaft zu machen.


DER TESTMONAT
Nicht jedes Baby schlingt gleich große Menge an Brei herunten, oft weigern sich interessierte Babies weil sie den Löffel nicht im Mund haben wollen, usw.
Bei der Einführung sollte man sich nicht zwanghaft an irgendwelche Zeitphasen halten, weil jedes Baby anders und nicht immer sofort für Brei ist.

Zum Testen kann man sich kleinere (HIPP; Alete, Alnatura etc.) Gläschen besorgen und schauen, was dem kleinen Prinzen /Prinzessin so schmeckt. Wenn der Gemüsebrei gar nicht geht, empfiehlt es sich mit etwas süßem zu Beginnen.

Trick: Man kann auf die Löffelspitze einen süßen Brei (Apfelmus etc.) geben und so den eigentlichen Brei (Grießbrei Bsp.) interessanter zu machen.



der GEMÜSEBREI
Beikostbeginn ab 18. Lebenswoche:
  • 1. Woche Karotten (täglich oder alle 2 Tage probieren)
  • 2. Woche: Kartoffeln (je nach Geschmack)
  • 3. Woche: Mix aus Karotten, Kartoffeln, Zucchini, Pastinake
  • 4. Woche: evtl. Fleisch (mager) wie Rind, Schwein, Lamm, Geflügel + Gemüse (Menü)

Man sollte mit wenig Zutaten beginnen, die besonder bekömmlich sind (wie Karotten). Außerdem kann man so überprüfen, ob eine evtl. Allergie vorliegt oder bestimmte Gemüsesorten nicht vertragen werden.
Empfehlung: Mittagsmahlzeit langsam ersetzen


der MILCH/GETREIDEBREI (Beginn 6. Monat)
  • 1. Woche: Grießbrei (Reis & Maisgries)
  • 2. Woche: Getreidebrei (Dinkel, Weizen) glutenhaltig beginnen!!*
  • 3. Woche: Milchbrei mit Früchte
  • 4. Woche: Haferbrei mit Früchte

Empfehlung: Abendmahlzeit langsam ersetzen




der OBST/GETREIDEBREI (Beginn 7. Monat)
  • 1. Woche: Karotte & Apfel
  • 2. Woche: Birne & Reis
  • 3. Woche: Banane & Birne
  • 4. Woche: Waldbeeren

Empfehlung: kleine Zwischenmahlzeit vormittags oder nachmittags



Wichtig:
  • Babies haben eine angeborene Präferenz zu süßen Nahrungsmitteln. Selbst die Muttermilch schmeckt leicht süß und so bevorzugen viele Kinder süße Obstsorten usw. Bemängelte Gemüsesorten kann man mit einem kleinen Klecks süßem Obst (auf der Vorderspitze des Löffels) helfen, dass sie besser akzeptiert werden.
  • Die Akzeptanz von neuen und unbekannten Nahrungsmitteln wird verbessert, wenn man den (unbeliebten) Brei häufig aber ohne Zwang anbietet.
  • Eltern können schmackhaftes Essen vorprobieren und Kinder zum animieren verleiten.
  • Das Süßen und Salzen von Lebensmitteln (eigener Brei) sollte man grundsätzlich vermeiden, damit der Nachwuchs den puren und natürlichen Geschmack von Gemüse usw. kennenlernt.
  • Gluten sollte man langsam einführen, jedoch nicht grundsätzlich meiden. *Eine zu späte Einführung von glutenhaltigen Lebensmitteln (zu spät = ab 7. Monat) kann zu einem erhöhten Risiko von Zöliakie führen! Der 5. + 6. Lebensmonat ist offenbar perfekt für Getreide, da hier eine Tolleranz für Fremdeiweißstoffe vorliegt.
  • Die regelmäßig Gabe von Fisch hat einen protektiven Effekt auf Hauterkrankungen!
  • Eine zu hohe Proteinaufnahme im Säuglingsalter (Fisch, Ei), kann später jedoch ein erhöhtes Adiptositasrisiko nach sich ziehen. Die bezieht sich auf über 16% Eiweiß in der Nahrung.

Link AGES: PDF
"Österreichische Empfehlungen zur Beikost im Säuglingsalter - Umsetzung der Empfehlungen"



GLUTENUNVERTRÄGLICHKEIT
 Es ist sehr wichtig, wann man mit einem Getreidebrei beginnt und wieviel glutenhaltige Lebensmittel dem Baby zugeführt werden. Ein erhöhtes Risiko tritt auf, wenn man vor dem 4. Lebensmonat mit Beikost beginnt oder aber erst später (nach dem 7. Monat) einen Getreidebrei anbietet.
Dazu gibt es einige Studien und Empfehlungen von Forschungsinstituten:


"Nach neuesten Erkenntnissen empfiehlt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) als Maßnahme zur Vorbeugung der Entwicklung einer Zöliakie bei Säuglingen mit einem erhöhten Risiko, glutenhaltige Beikost in kleinen Mengen einzuführen. Dies gilt für Familien in denen eine Zöliakie besteht. Die Einführung von Gluten sollte vorzugsweise im Zeitfenster vom 4-6 Monat stattfinden. Das bedeutet, dass Sie damit bei Ihrer Tochter schon mit Beginn der Beikost beginnen sollten. Geben Sie dazu bereits in den Kartoffel-Gemüse-Fleisch-Brei 10g glutenhaltige Flocken, wie beispielsweise Dinkelflocken. Bis zur Einführung des Milch-Getreide-Breies am Abend, bietet es sich also auch schon an den Kartoffel-Gemüse-Fleisch-Brei 1-2 Mal pro Woche ohne Fleisch anzubieten und anstatt dessen Flocken zu nehmen. Ein entsprechendes vegetarisches Rezept finden Sie auf der Internetseite des FKE. "  Link


"Laut DGE kann die Einhaltung des Ernährungsplans, bei dem noch während der Stillzeit kleine Mengen glutenhaltiges Getreide beigefüttert werden, das Zöliakie-Risiko um 50 % senken. Allgemein lauten die Empfehlungen der DLG für die Beikost wie folgt:
  • 5. bis 7. Monat: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei (hier können hin und wieder kleine Mengen glutenhaltiger Nudeln bzw. andere Getreideprodukte (vorzugsweise aus Weizen) beigegeben werden). Anstelle von Fleisch kann auch mal fettreicher Fisch verwendet werden.
  • 6. bis 8. Monat: Milch-Getreide-Brei
  • 7. bis 9. Monat: Getreide-Obst-Brei
Auf Zusatz von Salz oder Aromen sollte generell verzichtet werden. Zudem sollte die Beikost nicht zu süß schmecken."  Link



"Norris et al. stellten fest, dass der Zeitpunkt der Gluteneinführung in die Ernährung des Säuglings assoziiert ist mit dem erhöhten Erkrankungsrisiko für Zöliakie in der Kindheit. Untersucht wurden 1 560 Kinder in einer prospektiven Beobachtungsstudie von 1994–2004 hinsichtlich eines erhöhten Risikos für Zöliakie bei Vorliegen einer HLADR3 oder DR4-Allelkonstellation. Die Ergebnisse für den HLA-DR3-Status deuten daraufhin, dass Kinder, die in den ersten drei Lebensmonaten Lebensmittel mit Weizen, Gerste oder Roggen, also glutenhaltige Lebensmittel erhalten haben, ein 5-fach höheres Risiko für die Entwicklung einer Zöliakie aufwiesen im Vergleich zu Kindern, die glutenhaltige Lebensmittel zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat aufgenommen haben. Nach Begrenzung der Fallgruppe auf Kinder mit diagnostizierter Zöliakie, zeigte sich ein signifikanter Anstieg des Zöliakierisikos bei der Einführung von Weizen, Gerste und Roggen in den ersten drei Lebensmonaten oder im 7. Lebensmonat oder später im Vergleich zur Einführung zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat." Link



Weitere Themen:
Test Karottenbrei
Test Fleischmenü
Test Grießbrei
 



1 Kommentar:

  1. Sehr interessant und informativ zusammengefasst, danke. Ist grad bei uns Thema Nr 1.

    AntwortenLöschen

Sag was, ich beiße nicht ;-)